Wenn die Hormone nicht mitspielen?
Bei gut einem Drittel der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist der Hormonhaushalt gestört. Die Reifung der Eizellen funktioniert nicht richtig, der Eisprung bleibt aus. Also Hormonpräparate nehmen? Lesen hier, welche Störungen es gibt und welche Therapieansätze üblich sind.
Der reibungslose Ablauf ist wichtig
Das Funktionieren des sensiblen hormonellen Gefüges zwischen Zwischenhirn, Hirnanhangsdrüse und Eierstöcken ist wichtig für den Zyklus: In ihm wird während der fruchtbaren Phase der Frau (zwischen 15 und 40 Jahren) und unregelmäßiger auch darüber hinaus (bis zu 45 Jahren) ein reifes Ei gebildet, welches nach dem Eisprung befruchtet werden kann.
Der Hypothalamus als übergeordneter Teil des Gehirns steuert dabei die Ausschüttung der Geschlechtshormone wie FSH (Follikel-Stimulierendes-Hormon), welches die Follikelreifung (Eibläschenreifung) stimuliert, und des LH (Luteinisierendes Hormon), welches den Eisprung auslöst.
Kleinste Abweichungen innerhalb des ausgeklügelten Hormon-Systems können die Entwicklung der Follikel stören und eine Schwangerschaft verhindern.
Das perfekte Zusammenspiel dieser Hormone wird unter anderem beeinflusst durch weitere Hormone, wie z. B. Prolaktin, Schilddrüsenhormone, männliche Hormone und Insulin.
Hormonstörungen können unterschiedliche Gründe haben
Zu den wichtigsten auftretenden Störungen zählen:
- Eine Schilddrüsenunterfunktion
- Ein zu hoher Prolaktinspiegel im Blut
- Der Überschuss an männlichen Hormonen
- Eine Gelbkörperschwäche
Nicht selten: Schilddrüsenunterfunktion
10 bis 20 Prozent der Kinderwunschpatientinnen weisen eine Schilddrüsenunterfunktion auf. Nicht selten findet man aufgrund einer eingehenden Untersuchung eine so genannte »latente Schilddrüsenunterfunktion«, welche noch keine körperlichen Symptome hervorruft, jedoch schon die Follikelreifung empfindlich stören kann und zu einer Gelbkörperschwäche beiträgt.
Therapieansatz: Schon durch die Gabe der Schilddrüsenhormone in niedrigster Dosierung kann sich das Zyklusproblem lösen, Eisprünge treten wieder auf.
Ein Überschuss an Prolaktin kann einschränkend wirken
Prolaktin ist ein Hormon, das unter anderem nach der Geburt die Milchproduktion der Mutter anregt und gleichzeitig den Eisprung unterdrückt. Bei nicht schwangeren Frauen kann ein erhöhter Prolaktinspiegel die Eierstockfunktion und damit die Empfängnisfähigkeit entscheidend einschränken. Ursache für eine Überproduktion kann Stress sein.
Therapiesansatz: Üblicherweise werden solche Hyperprolaktinaemien mit Prolaktinsenkern behandelt. Zyklen und Eisprünge normalisieren sich und werden wieder regelmäßig.
Zu viel männliche Hormone sind nicht immer gut
Auch Frauen bilden in geringen Mengen männliche Hormone (Androgene), darunter zum Beispiel Testosteron. Sie werden in den Eierstöcken, der Nebennierenrinde und im Fettgewebe produziert.
Wissenswert
Der weibliche Körper braucht Androgene für die Bildung von Östrogenen, der wichtigsten weiblichen Hormongruppe.
Ein Zuviel an Androgenen kann die Eierstockfunktion allerdings extrem beeinträchtigen und darüber hinaus zu männlichen körperlichen Merkmalen führen; z.B. zu verstärktem Haarwuchs an entsprechenden Stellen. Wenn sich zudem vermehrt Zysten in den Eierstöcken bilden und der Zyklus gestört ist, sprechen Experten vom PCO-Syndrom.
Therapieansatz: Vor der hormonellen Therapie steht die Gewichtsreduktion – meist normalisiert sich der Hormonspiegel dann von selbst. Ist die Androgen-Produktion adrenalen Ursprungs, d.h. durch die Nebennierenrinde bedingt, kann sie mit Kortison behandelt werden. In anderen Fällen können Medikamente helfen, sowohl die Bildung der männlichen Hormone als auch ihre Wirkung auf den weiblichen Zyklus zu verringern.
Corpus luteum Insuffizienz = Gelbkörperschwäche
Nach dem Eisprung wird aus dem Follikel (Eibläschen) der so genannte Gelbkörper. Er produziert das Gelbkörperhormon, das Progesteron, das für die Veränderung der Gebärmutterschleimhaut verantwortlich ist, damit sich die befruchtete Eizelle einnisten kann. Wird zu wenig Progesteron produziert, spricht man von einer Gelbkörperschwäche. Die Folge ist meist eine verkürzte zweite Zyklushälfte.
Therapieansatz: In der Regel wird zunächst mit einem Antiöstrogen ein Eisprung stimuliert, bei fehlendem Erfolg kann FSH (Follikel-Stimulierendes-Hormon) verabreicht werden.
Eine Hormonbehandlung ist oft langwierig und kann unangenehme Nebenwirkungen haben. Deswegen sollten die Wirkstoffe so niedrig wie möglich dosiert und genau auf das spezielle Problem ausgerichtet sein. Eine gründliche Diagnostik – auch des Partners – ist also Voraussetzung.
